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Es ist das Jahr 1679, und der
Winter in Wien ist bald vorbei. Der Dudelsackpfeifer Marx Augustin ist ein
bescheidener und einfacher Mensch, welcher jeden Abend in mehreren Wiener
Weinschenken aufspielt und mit seiner guten Laune für eine fröhliche und
ausgelassene Stimmung sorgt. Er selber ist allerdings auch sehr vom roten
Rebsaft angetan. Sein Spiel sorgt stets für gut besuchte Lokale, weshalb er
immer grosszügig bewirtet wird für seine Auftritte und auch jedes Mal ein
Nachtlager angeboten bekommt.
Der kommende Frühling jedoch bringt düstere Zeiten nach Wien, denn die Pest
bricht aus und wütet in der Stadt. Innert kurzer Zeit werden tausende
Menschen dahingerafft, viele flüchten, andere geben ihr ganzes Vermögen aus,
Verzweiflung macht sich breit. Anfangs bringt Augustin es noch fertig, die
Leute wenigstens für einen Augenblick wein wenig aufzuheitern, aber als dann
jeder einen oder mehrere Todesfälle im eigenen Umkreis zu beklagen hat,
bleiben die Menschen zu Hause um zu trauern oder aus Angst vor einer
Infizierung.
Bald sitzt Augustin alleine in einem leeren Wirtshaus und ist frustriert.
Die meisten Gaststätten sind geschlossen, und bei den noch offenen bleibt
die Kundschaft aus. Der Wirt ist Augustin auch in diesem schlimmen Moment
gut gesinnt und weiss, was er ihm durch die stet Sorge um ein volles Haus
für einen wertvollen Dienst erwiesen hat. Daher schenkt er ihm ein Glas nach
dem anderen ein, um jedes Mal auf ein „Alles ist hin“ anzustossen. So sind
bald beide schwer betrunken, und gegen Mitternach verabscheidet sich
Augustin vom Wirt und schwankt zur Tür hinaus in die Nacht. Bald fällt
Augustin auf der Strasse hin, bleibt liegen, schläft tief und fest und tut
keinen Wank mehr. So merkt er nicht als bald die Knechte mit dem
Leichenwagen vorbeikommen, welche die Dahingerafften aufsammeln. Im Glauben,
eine weitere Pestleiche anzutreffen, packen sie Augustin und erkennen ihn
auch gleich. Sich bekreuzigend sagt der eine Knecht: "Do schau her! Des is
jo der Augustin! Wenn's den a scho erwischt hat, steht die Welt nimma lang.“
Traurig laden sie ihn auf den Leichenwagen und legen seinen Dudelsack dazu.
Und so fahren sie mit der erbärmlichen Ladung zur Pestgrube in St. Ulrich
und kippen die Toten hinein.
Als der Morgen graut, erwacht Augustin aus seinem tiefen Schlaf und ist
benommen. Er weiss nicht, wo er ist. Gar seltsam kommt es ihm vor, als er
sich von braunen Wänden umgeben sieht, umschwirrt von Fliegenschwärmen und
eingehüllt in einen scheusslichen Gestank. Doch nun erkennt er, dass er auf
einem Leichenberg sitzt, und schon dämmert’s ihm, was geschehen ist. Ausser
sich vor Entsetzen und Furcht schreit er verzweifelt um Hilfe, aber keiner
kann ihn hören. Da ergreift er seinen Dudelsack und fängt an zu spielen. Ein
Lied nach dem anderen lässt er erklingen, um seine Angst zu ertragen. Doch
nun kommen die ersten Kirchgänger vorbei und wundern sich, was das denn für
Musik sei, welche nicht aus der Kirche kommt. Den Tönen folgend treten sie
an die Pestgrube und finden Augustin. Sofort helfen sie ihm aus der Grube.
Man glaubt an ein Wunder, dass er die Nacht mit den Toten verbracht hat,
ohne sich anzustecken, und schon bald weiss es jeder in Wien. Augustin lebt
weiterhin kerngesund.

Augustin findet sich in
der Pestgrube wieder |
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