1. Bezirk, Tegetthoffstrasse 2

Auf Initiative Kaiser Ferdinands II. wurde 1617 das Kapuzinerkloster mit einer kaiserlichen Familiengruft gegründet. Die Bauarbeiten begannen 1622 und waren 1633 vollendet. Als erstes Kaiserpaar wurden Matthias und seine Frau Anna in die Gruft überführt. Fast alle Mitglieder des Hauses Habsburg fanden fortan hier ihre letzte Ruhestätte, weshalb die Gruft insgesamt achtmal erweitert wurde.
Es war Brauch, die Toten zu obduzieren, ihnen Herz Eingeweide zu entnehmen. Das Herz wurde in einen Silberkelch gelegt, konserviert und in der Herzgruft der Loretokapelle in der Augustinerkirche aufbewahrt. Mit den restlichen Eingeweiden verfuhr man ebenso und verbrachte diese – in teils aufwendig gearbeiteten Metallgefässen eingelegt – in die Herzogsgruft der Katakomben unter dem Stephansdom. Der hohle Körper wurde danach mit Wachs gefüllt und einbalsamiert.

Die damalige Wissenschaft war noch nicht so weit, die Körper dauerhaft zu konservieren und eine Verwesung zu verhindern. Es genügte, wenn man die Toten wenigstens ein paar Tage aufbahren und zur Schau stellen konnte. Die war beispielsweise bei Kaiser Leopold I. der Fall, welcher drei Tage lang öffentlich aufgebahrt wurde. Danach legte man seine Leiche in einen Holzsarg. Dieser wurde in einen prunkvollen Metallsarkophag in der Kaisergruft gestellt. Leopolds Herz und Zunge wurden in einen Silberbecher gelegt und in der Loretokapelle beigesetzt. In einem vergoldeten Kessel wurden seine Eingeweide wie auch die Augen und das Hirn in den Katakomben des Stephansdoms bestattet.
Die zweitletzte Beisetzung in der Kaisergruft erfolgte 1989, als die Gemahlin des letzten österreichischen Kaisers Karl I., Kaiserin Zita, im Exil in der Schweiz verstorben war. Ihr Herz befindet sich jedoch nicht in der Loretokapelle, sondern in der Habsburgergruft des Klosters Muri im schweizerischen Aargau. Mit ihr sind in der Gruft rund 146 Habsburger beigesetzt, davon 12 Kaiser und 19 Kaiserinnen. Die letzte Beisetzung nach alter Tradition erfolgte am Samstag, 16. Juli 2011. Der letzte Thronfolger des Österreichischen Kaiserhauses, Otto von Habsburg, fand in der Kapuzinergruft seine letzte Ruhe.
Ein eigensinniges Zeremoniell

Im Laufe der Zeit ist eine so genannte Einlasszeremonie entstanden, welche auch bei der letzten Beisetzung, derjenigen von Kaiserin Zita, abgehalten wurde. Dabei hielt der Trauerzug vor der Tür zur Gruft inne, man klopfte an. Von drinnen fragte eine Stimme: „Wer begehrt Einlass?“ Der Herold nannte die Verstorbene beim vollen Titel, aber die Tür ging nicht auf, sondern die Stimme antwortete: „Wir kennen sie nicht.“
Der Herold klopfte ein zweites Mal, und wieder wurde gefragt, wer Einlass begehre. Jetzt nannte er die Tote beim kleinen Titel, worauf die Tür noch immer nicht öffnete mit derselben Antwort. Beim dritten mal sagte der Herold auf die Frage, wer Einlass wünsche: „Zita, eine arme Sünderin, deren Sünden so reich an der Zahl sind wie die Sterne am Himmel.“ Jetzt ging die Tür auf, und der Verstorbenen wurde einlass gewährt.

Im länglichen Raum der Gründergruft sind die zuweilen pompös ornamentierten Zinnsärge links und rechts ordentlich aneinandergereiht. Sie sind versehen mit höchst aufwendig gesstaltet mit Zierwerk und Vanitassymbolen wie Kreuzen, Inschriften und Totenschädel mit Kronen. Am Ende des Raumes gelangt man durch ein schmiedeeisernes Tor in die Gruft Maria Theresias. Es ist der architektonisch spektakulärste Teil des Komplexes und sieht vielmehr einem Mausoleum ähnlich als einer Gruft. In der Mitte steht der monumentale Doppelsarkophag Kaiserin Maria Theresias und ihres Gemahls Franz I. Stephan. Er und einige andere Särge sind das Werk Balthasar Ferdinand Molls. Maria Theresias Sarg war bereits lange vor ihrem Tod fertig gestellt worden. Sie soll davor gestanden und gesagt haben: „Hier wird gut ruhen sein.“ Nach dem Tod ihres Mannes begab sie sich oft in die Gruft an dessen Grab. Da die Kaiserin mit fortschreitendem Alter und aufgrund ihrer Körperfülle kaum mehr gehen konnte, wurde eigens für sie ein Aufzug installiert.
Maria Theresia erlaubte die Beisetzung der einzigen nicht dem Habsburgerhause angehörigen Person, ihrer Gouvernante Karolina Reichsgräfin von Fuchs-Mollard, welche sich um die Erziehung der Kinder kümmerte und zu der die Herrscherin eine enge Beziehung Pflegte. Maria Theresia soll auf kritische Äusserungen geantwortet haben: „Sie war schon zu Lebzeiten immer bei uns, also soll sie auch im Tode bei uns bleiben.“ Auf dem Sarg der Reichsgräfin liess Maria Theresia das Zitat eingravieren: „Zum unsterblichen Angedenken eines wohlwollenden dankbaren Herzens für die edle Erziehung zur Tugend. Ich, Maria Theresia.“

Unmittelbar vor dem Doppelsarg steht der einfache Sarg ihres Sohnes Joseph II., dessen Schlichtheit im Kontrast zu dem prunküberladenen Sarkophag den Übergang vom Barock zur Aufklärung symbolisieren will. Durch einen weiteren Raum, in dem unter anderem der Sarkophag von Franz II. steht, gelant man in einen Raum mit moderner Architektur. Er entstand erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts im Zuge einer Neuanordnung der Särge. Im Raum, den der Besucher als nächstes betritt, stehen die Särge von Kaiser Franz Joseph, seiner Gemahlin Kaiserin Elisabeth „Sisi“ und ihrem gemeinsamen Sohn Kronprinz Rudolf. Insgesamt stehen in der Kaisergruft 103 Sarkophage sowie drei Herzurnen, von denen es eine dazugehörigen Körper gibt. Drei Särge sind doppelt belegt und weitere 37 Stück in Wandnischen versenkt und somit nicht sichtbar.