Julius Fucik (1872-1916)

planet-vienna, der komponist julius fucik

Geboren wurde Julius Fucik am 18. Juli 1872 in Prag. Hier studierte er Fagott, Schlagzeug und Violine und später Komposition beim berühmten Anton Dvorak. Im Jahre 1891 kam Fucik zum  49. Österreichisch-Ungarischen Regiment in Krems an der Donau, wo er in der Kapelle von Josef Wagner, dem Komponisten des berühmten Marsches „Unter dem Doppeladler“, spielte. Später in Wien war er Mitglied von Karl Komzaks Militärkapelle. 1895 verliess Fucik das Militär und kehrte nach Prag zurück, um als Fagottist am Deutschen Theater zu wirken. Fucik komponierte in dieser Zeit vorwiegend Stücke für zwei Klarinetten und Fagott. 1896 wurde er Leiter des Stadtorchesters von Prag und des Danica Chors im kroatischen Sisak.

1897 wurde er Militärkapellmeister beim 86. Infanterieregiment in Sarajevo. Hier entstand sein weltberühmter Marsch „Einzug der Gladiatoren“, welcher ursprünglich „Grande Marche Chromatique“ hiess, jedoch aufgrund Fuciks kulturellem Interesse an der römischen Geschichte in ersteren Namen umbenannt wurde. Die berühmte und energische Hauptmelodie ist heutzutage bei jeder Zirkusaufführung zu hören. Fuciks Militärkapelle wurde im Jahre 1900 nach Budapest verlegt, wo seine Muisk schnell verbreitet wurde, weil es hier bereits neun weitere Kapellen gab. Fucik verstand das Handwerk grossartiger Instrumentation. Daher war sein Orchester, welches 50 Mann stark war, durchaus in der Lage, symphonische Werke zu spielen.

1909 kehrte Fucik in seine Heimat Böhmen zurück, wo er ein Jahr später Direktor des Orchesters des 92. Infanterieregiments von Terezin (Theresienstadt) wurde. Das Orchester war eines der besten in der damaligen Zeit. Durch Konzerte in Prag und Berlin, denen bis zu 10’000 Menschen beiwohnten, wurde Fuciks Musik immer bekannter.

1913 heiratete er und zog nach Berlin, wo er eine Kapelle und einen Verlag für Musikzeitschriften und Noten gründete und auch weiterhin komponierte. 1916 verschlechterte sich Fuciks Gesundheit sehr schnell als Folge des tobenden Weltkrieges. Er wurde schwer krank und starb am 15. September 1916 mit nur 44 Jahren in Prag, wo er beigesetzt wurde. 

Fuciks Werkverzeichnis umfasst rund 400 Stücke, worunter Kammermusik, Chorwerke, Lieder, eine Messe, ein Requiem und eine begonnene Oper. Der grösste Teil dieses Schaffens ist gänzlich vergessen gegangen oder gar vernichtet worden. Unverzeihlich, wenn man bedenkt, dass Fuciks Märsche zu den wertvollsten der Musikgeschichte gehören. So richtig wienerisch muten seine grossen Konzertwalzer an. Darunter finden sich beispielsweise ‚Donausagen‘ oder die grandios-feurigen ‚Winterstürme‘. Seine Funktion als Fagottist widerspiegelt sich am deutlichsten in dem polkaähnlichen Stück „Der alte Brummbär“, in dem sich Fagott und Orchester Rede und Antwort stehen und vice versa. Das Fagott übernimmt hierbei gekonnt die Rolle des brummligen „Bären“, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Anm.: Der Komponist Julius Fucik ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen tschechischen Autor und Antifaschist, geb. 1903 und 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.