Stephansdom

1. Bezirk, Stephansplatz

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Geschichte

Wo der heutige Stephansdom steht, muss bereits im Frühmittelalter ein Coemeterium existiert haben, was archäologische Befunde zutage brachten. Die Baugeschichte des Stepahnsdoms selbst geht ins Jahr 1137 zurück, dem Datum des ‚Tauschvertrages von Mautern‘ zwischen Markgraf Leopold IV. und dem Bischof von Passau. Der Vertrag umfasste den Austausch von Gütern, was dem Bischof ermöglichen sollte, ausserhalb der damaligen Stadt ein Gotteshaus zu errichten, welches St. Stephan, dem Patron des Bistums Passau, geweiht sein sollte. Die anderen Kirchen in Wien, namentlich die Ruprechtskirche und die Peterskirche, waren Salzburger Heiligen geweiht.

Der erste romanische Bau von St. Stephan war um 1147 fertiggestellt und für die damalige Bevölkerung viel zu gross. Die Kirche wurde nach dem Sonnenaufgang vom Stephanstag 26. Dezember 1137 ausgerichtet. In den Jahren 1230-1245 wurde ein neuer, ebenfalls romanischer Bau errichtet. Davon sind heute noch die beiden Türme der Portalfassade, die ‚Heidentürme‘, und das ‚Riesentor‘ erhalten. Man kennt die Herkunft dieser beiden Namensgebungen nicht.

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1258 brach ein Brand in der Kirche aus, und nach der Wiederinstandsetzung baute man die Obergeschosse der Heidentürme. Anfang 14. Jahrhundert wurde ein grösserer Chor gebaut. Es war der erste gotische Teil des Stephansdoms. 1359 wurde mit dem gotischen Neubau des Langhauses begonnen. Gleichzeitig gründete man ein vom Bistum Passau unabhängiges Domkapitel (geistliches Kollegium), denn es gelang Herzog Rudolf IV. nicht, Wien zu einem Bistum zu machen. Das neue Domkapitel stand unter der Schutzherrschaft der ‚Allerheiligen‘. Neben St. Stephan ist dies seither das zweite Patrozinium der Domkirche. Erst 1469 wurde Wien zum Bistum erhoben. Der Dom wurde somit zur Kathedrale. 1433 war der Bau des Südturms vollbracht, und das gotische Langhaus war  um 1474 fertiggebaut. Es wurde um das romanische Vorgängerlanghaus herumgebaut, wonach dieses abgebrochen wurde.

planet-vienna, grosses modell des stephansdoms im wien museum am karlsplatz
Grosses Modell des Doms im Wien Museum

In etwa zur gleichen Zeit war der Dachstuhl errichtet. 1446 begann man mit den Gewölben des  Langhauses unter der Leitung von Baumeister Hans Puchsbaum. Friedrich III. tat 1450 den Spatenstich zum Bau des Nordturms. Das Konzept dieses Turms aber war bereits im Vornherein viel zu gross und zu aufwendig, sodass man die Bauarbeiten hierfür um 1511 einstellte. Es war zudem die Zeit, in welcher der gotische Baustil sich dem ende zuneigte. Um 1578 erhielt der unvollendete Nordturm sein heutiges Helmdach im Renaissancestil. Man nennt sie die ‚Saphoy’sche Haube‘, benannt nach ihrem Baumeister Hans Saphoy.

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Unterkirche

Um 1647 erhielt das Kircheninnere barocke Elemente. Neben zahlreichen Seitenaltären ist hier besonders der mächtige Hochaltar von Tobias Pock zu erwähnen. In der Zeit der Türkenbelagerung von 1683 erlitt der Dom Schäden durch türkische Kanonenkugeln. Nach der Niederschlagung der Belagerung goss man aus den Kugeln und Kanonen die berühmte ‚Pummerin‘, die zweitgrösste Glocke Europas. Sie hängt im unvollendeten Nordturm und ertönt nur zum Jahreswechsel und gelegentlich an Feiertagen.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Stephansdom vorerst nur geringe Schäden am Dach. Als jedoch die sowjetische Armee in Wien einmarschierte, geriet der Dom durch herumfliegende Funken der brennenden Nachbarsgebäude in Brand und erlitt grossen Schaden. Nach dem Krieg wurden die Schäden gänzlich behoben.

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Der Wiener Stephansdom mit seinen unterirdischen Katakomben ist eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke der Welt und das Hauptwahrzeichen der Kaiserstadt. Wo immer man sich in und um Wien befindet, der ‚Steffl‘, wie die Wiener den Südturm liebevoll nennen, ist das erste Bauwerk der Innenstadt, das sichtbar wird, ja selbst weit draussen in Kagran ist der Turm sichtbar und bietet sich als Orientierungshilfe an. Die Macht, welche von dem Bauwerk ausgeht, zwingt jeden Besucher, der über den Staphansplatz schreitet, förmlich zu Respekt und Ehrfucht, gleichgültig, ob er gläubig ist oder nicht.

Architektur

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Pilgramkanzel

Ein besonderer Blickfang neben den Türmen ist das riesige Dach. Der Giebel über dem staffelhallenförmigen Langhaus liegt auf einer Höhe von  37.5m und über dem Chor auf einer Höhe von 25.3m. Es ist insgesamt 110m lang und ist von rund 230’000 Dachziegeln bedeckt. Die farbigen Ziegel sind so angeordnet, dass auf dem Dach neben einem Zickzack-Muster das Wappen des Kaiser Franz I. auf der Südseite und das Wappen der Stadt Wien und der Republik Österreich auf der Nordseite zu sehen sind. Mit seinem 137m hohen Südturm war der Stephansdom zeitweilig das höchste Gebäude der Welt. Sein Grundriss hat eine quadratische Form, welcher in der Höhe jedoch in eine achteckige Form übergeht – ein architektonisches Meisterwerk! Unterhalb der Turmspitze prangen zwölf  Fialen.

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Der Fenstergucker

Das Hauptportal auf der Westseite ist – wie bereits erwähnt – aus der romanischen Epoche erhalten. Es wird von trichterförmigen Säulen flankiert, auf deren Kapitellen sich Heiligen- und Apostelfiguren befinden, welche teils undeutbare Szenen darstellen. Ein sehr seltenes Kuriosum sind die beiden slomonischen Säulen mit Darstellungen von Geschlechtsteilen. Mehr dazu hier. Der Hochaltar gehört zu den bedeutendsten frühbarocken Werken Österreichs. Auf dem grossen Gemälde ist die Steinigung des Heiligen Stephan dargestellt.

Ein ganz besonders wertvoller Bestandteil der Innenausstattung ist die spätgotische Kanzel, welche an einem Pfeiler der linken Langschiffseite angebracht ist. Sie ist ein Musterbeispiel höchster gotischer Kunst und wurde lange Zeit dem Künstler Anton Pilgram zugeschrieben. Mittlerweile vermutet man dahinter den Holländer Niclaes Gerhaert van Leyden, welcher in den Jahren 1463-1479 auch den Sarkophag Friedrichs III. im Südchor angefertig hat. Unter der Kanzeltreppe befindet sich der bekannte „Fenstergucker“, eine Steinfigur, die aus einer Öffnung hervorschaut. Es soll das Selbstportrait eines unbekannten Dombaumeisters oder aber dasjenige Anton Pilgrams sein. Dies ist jedoch nicht belegt. Die Wände des Doms sind innen und aussen mit Epitaphen (Grabinschriften) versehen, welche vom Friedhof stammen, der früher den Dom umgeben hat und 1760 aufgelassen wurde.

Seitlich befinden sich das Singer- und das Bischofstor, ebenfalls zwei Höhepunkte gotischer Baukunst. Der Dom hat ein dreischiffiges Langhaus, was damals ein Kennzeichen von so genannten Stadtpfarrkirchen war. Das Mittelschiff strebt gegen den Hauptaltar hin, während das linke Seitenschiff das Thema der Heiligen Maria Muttergottes aufnimmt. Das rechte Seitenschiff hat das Apostelthema.


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