Heiligenkreuz im Wienerwald

Das Stift Heiligenkreuz liegt im malerischen Südwesten Wiens im Wienerwald und zählt zu den wenigen Klöstern, die seit ihrer Gründung ununterbrochen bestehen. Gegründet vom heiligen Leopold III. im Jahr 1133, ist es das zweitälteste Zisterzienserkloster der Welt. Leopold III. berief die ersten Mönche aus dem Mutterhaus im burgundischen Morimond nach Heiligenkreuz. In seinen Blütezeiten lebten hier bis zu 300 Mönche, die nicht nur das Klosterleben, sondern auch die Seelsorge in der Region pflegten. Während der Türkenbelagerung von 1683 wurde die Klosteranlage geplündert und in Brand gesetzt. Nach dem Abzug der Türken begann man mit der Behebung der Schäden, der Erweiterung der Anlage und einer barocken Neugestaltung.

Unter Kaiser Joseph II. und seinen Reformen änderte sich das Klosterleben grundlegend. Es war jetzt weniger streng, und die Mönche mussten nicht mehr in einem Gemeinschaftsraum leben, sondern erhielten eigene Zellen. Seit 1802 beherbergt das Stift Heiligenkreuz eine Ausbildungsstätte für Priester, die mittlerweile zu einer Hochschule erhoben wurde und zu den grössten ihrer Art in Europa zählt. Heute leben rund 75 Mönche im Kloster. Ihr Leben ist geprägt von der Liturgie, dem gregorianischen Choral und der Pfarrseelsorge in den umliegenden Gemeinden.
Mittelalterliche Glasmalerei

Die Klosteranlage ist kulturell und architektonisch bedeutend, da sie die Baustile der Romanik, Gotik und des Barocks vereint. Die Klosterkirche ist eine dreischiffige romanische Basilika aus dem 12. Jahrhundert, die im 13. Jahrhundert um einen gotischen Hallenchor erweitert wurde. Dieser ist bis heute geprägt von seinen prachtvoll bemalten Glasfenstern aus der Erbauungszeit, die trotz der Wirren der Jahrhunderte weitgehend unbeschadet erhalten geblieben sind.
Auch der Kreuzgang des Klosters, dessen Fenster aus der Zeit um 1240 stammen, ist bemerkenswert. Viele der originalen Glasfenster sind erhalten, gefertigt mit einer bis heute nicht vollständig entschlüsselten Technik. Einige Fenster, die Anfang des 20. Jahrhunderts ersetzt wurden, sind bereits stark verblasst, während die 800 Jahre alten Originale noch in leuchtenden Farben erstrahlen.
Eine Grablege der Babenberger

Eine Besonderheit des gotischen Kreuzganges ist das Brunnenhaus mit Spitzdach, in dessen Innerem ein mehrschaliger Brunnen mit Quellwasser steht. Früher diente es den Mönchen als Waschplatz, wo sie sich bei Aussentemperatur mit eiskaltem Wasser reinigten. Besonders erwähnenswert sind die gotischen Spitzbogenfenster mit reichhaltiger Malerei, welche Persönlichkeiten darstellen, die mit der Geschichte des Klosters verbunden sind. In der vom Kreuzgang zugänglichen Halle, in der Priester geweiht werden, befinden sich mehrere Babenberger-Gräber, darunter das Grab Friedrichs des Streitbaren, des letzten Babenbergers. Die fehlende Gesichtspartie der Steinfigur auf seiner Tumba symbolisiert seinen Tod in der Schlacht an der Leitha am 15. Juni 1246, bei der ihm ein Schwert das Gesicht zerschlug.

Der bedeutende Barockbildhauer Giovanni Giuliani lebte lange im Stift Heiligenkreuz. Als Gegenleistung für Kost und Logis schuf er zahlreiche Kunstwerke, die im Kloster und in den umliegenden Ortschaften zu finden sind. Im Klosterhof erhebt sich die Dreifaltigkeitssäule (Pestsäule) neben dem Josephsbrunnen aus dem Jahr 1739. Ein weiteres Meisterwerk Giulianis ist das barocke, mit Reliefs geschmückte Chorgestühl in der Klosterkirche, das ab 1707 entstand.
Eine weitere Besonderheit des Klosters ist das Glockenspiel im Turm über dem Portal, das aus 43 Glocken besteht und mit einer Klaviatur gespielt werden kann. Jede Stunde erklingt ein Kirchenlied, das zur aktuellen liturgischen Jahreszeit passt. Neben der Klosterkirche steht eine Kapelle, die 1983 erbaut worden ist. Sie beherbergt eine 24 Zentimeter grosse Kreuzreliquie, die Leopold V. dem Kloster im Jahr 1188 geschenkt hat.



