Spinnerin am Kreuz

10. Bezirk, Triester Strasse (Wienerberg)

planet-vienna, die spinnerin am kreuz in wien

Folgt man vom Matzleinsdorfer Platz stadtauswärts der Triester Strasse, einer nach dem einst bedeutenden Habsburgerhafen Triest benannten Ausfallstrasse, so erblickt man auf der Anhöhe des Wienerbergs zur Rechten ein beeindruckendes spätgotisches Monument: eine 16 Meter hohe Steinsäule mit kreuzförmigem Grundriss, filigranen Baldachinen und kleintilig gearbeiteten Fialen. In den Nischen und an der Säule befinden sich Steinfiguren, die Szenen aus der Passion Christi darstellen – darunter die Kreuzigung, die Geisselung, die Krönung mit der Dornenkrone und das biublische Motiv Ecce Homo.

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Dieses aussergewöhnliche Monument wurde im Jahr 1452 von Hans Puchsbaum, Baumeister des Nordturms des Stephansdoms, geschaffen. An derselben Stelle soll zuvor eine hölzerne Säule gestanden haben, die erstmals 1296 erwähnt wurde. Nach anderen Quellen wurde um 1375 von österreichischen Baumeister Michael Knab eine steinerne Säule errichtet, die jedoch 1446 zerstört wurde. Ursprünglich diente das Denkmal als Wegkreuz und Schrein, der zugleich die damalige Südgrenze Wiens markierte. Bis 1868 fanden hier öffentliche Hinrichtungen statt, vor allem durch Erhängen.

Der Name „Spinnerin am Kreuz“ geht auf eine alte Sage zurück. Eine Frau soll an diesem Ort viele Jahre auf die Rückkehr ihres Mannes von einem Kreuzzug gewartet haben. Um sich die Zeit zu vertreiben, spann sie Wolle und verdiente mit ihrer Arbeit so viel Geld, dass sie – als ihr Mann heil heimkehrte – eine neue steinerne Säule stiften konnte, als Zeichen des Dankes.

Heute rauschen täglich unzählige Autos mit lautem Getöse an der Spinnerin am Kreuz vorbei, denn die Triester Strasse ist eine der Hauptverkehrsachsen in Richtung Süden. Ein gleichnamiges Denkmal mit ähnlicher Gestaltung befindet sich auch vor den Toren von Wiener Neustadt.