13. Bezirk, Am Platz 1

An der Stelle der heutigen Kirche stand bereits im 13. Jahrhundert eine Muttergotteskapelle, die zunächst den Rittern des Deutschen Ordens gehörte und später in den Besitz des Stiftes Klosterneuburg überging. Zwischen 1414 und 1419 entstand hier eine neue Kapelle im gotischen Stil. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie jedoch mehrfach durch die Türkenbelagerungen und Angriffe der Ungarn verwüstet. Um 1685 liess der Klosterneuburger Prälat Christoph Mathäi die Kirche erneut im gotischen Stil errichten.
In den Jahren danach erfuhr das Gotteshaus zahlreiche Erweiterungen und Ausbauten; im Inneren wurde es im barocken Stil umgestaltet. Die reich stuckierte Decke ist ein Werk von Dominicus Piazzol, die Fresken stammen von Antoni Galliardi. Sämtliche Darstellungen zeigen Szenen aus dem Leben Mariens – von der Erwählung bis zur Grablegung.
„Hütts‘ eng“

Um 1698 schuf Matthias Steinl den prächtigen Hochaltar, der um 1751 seine endgültige Form erhielt. Im Zentrum befindet sich die bis heute verehrte Gnadenstatue, welche die Kirche zu einem Wallfahrtsort machte. Ihre Verehrung gründet auf einer Legende: Während der ersten Türkenbelagerung Wiens 1529 fiel die Kirche den Flammen zum Opfer. Die Marienstatue konnte jedoch gerettet und in der Krone eines Baumes verborgen werden. Die Türken setzten ihr Werk der Zerstörung fort, töteten oder versklavten die Bewohner. Vier Hietzinger wurden an eben jenen Baum gekettet und ihrem Schicksal überlassen. Nach dem Abzug der Angreifer war keine Menschenseele mehr in der Nähe, und alle Hilferufe blieben ungehört.

In ihrer Not flehten die Gefangenen die Heilige Maria um Hilfe an. Da erstrahlte die Marienstatue plötzlich in gleissendem Licht, das den ganzen Baum umhüllte. Im selben Augenblick fielen die Ketten zu Boden, und die Gefangenen waren frei. Eine Stimme rief: „Hütt’s eng“ (Hütet euch). Sie verbargen sich im nahen Wald und kehrten unversehrt zu ihren Familien zurück.
Der Name „Hietzing“ soll – so der Volksmund – von diesem „Hütt’s eng“ abgeleitet sein. Diese Szene ist im Hochaltar dargestellt: Der grüne Laubkranz um die Gnadenstatue symbolisiert die Baumkrone, flankiert von den Figuren der Erretteten. Die vier grossen goldenen Statuen stellen die Heiligen Joachim und Anna (Eltern Mariens) sowie Elisabeth und Zacharias (Eltern Johannes des Täufers) dar.

Auch die beiden Seitenaltäre sind Werke von Matthias Steinl. Die Altarbilder – links „Christus am Kreuz“, rechts „Der hl. Josef am Sterbebett“ – malte Michael Rottmayr im Jahr 1712. Um 1690 entstand die Leopoldikapelle mit einem Altarbild des hl. Leopold, der den Bauplan der Kirche St. Leopold am Berg in den Händen hält. Um der wachsenden Zahl der Pilger gerecht zu werden, wurde 1733 die Johannes-Nepomuk-Kapelle errichtet. Ihr Altarbild zeigt den Heiligen auf seiner Wallfahrt nach Altbunzlau.
Maria Theresias Lieblingskirche

Die Kirche Maria Hietzing war die bevorzugte Kirche Maria Theresias, die häufig in einem seitlichen Chorraum ungesehen der Messe beiwohnte. 1762 stiftete sie der Gemeinde ein mit Silber beschlagenes, mit Blumen verziertes Kleid für die Gnadenstatue, das jedoch um 1809 entfernt und eingeschmolzen wurde. Zwischen 1863 und 1865 erhielt die Kirche eine Erweiterung; dabei errichtete Carl Rösner die Westfassade und den Glockenturm im neugotischen Stil.
1945 trafen zwei Bomben das Gotteshaus und verursachten schwere Schäden, die bis 1947 vollständig behoben wurden. In den Jahren 1994/95 erfolgte eine umfassende Aussenrestaurierung, gefolgt von einer gründlichen Innenrenovierung in den Jahren 2003 bis 2005.