Palais Pallavicini

1. Bezirk, Josefsplatz 5

planet-vienna, das palais pallavicini am josefsplatz in wien

An der Stelle des heutigen Palais am Josefsplatz befand sich ursprünglich das gräfliche Majoratshaus der Familie von Salm. Um 1559 verkauften diese die Liegenschaft an Kaiser Ferdinand I., der es seinem Sohn Karl überliess. Nach dessen Tod kehrte seine Nichte Elisabeth, Witwe von Karl IX. von Frankreich, nach Wien zurück, erwarb das Haus und gründete hier 1592 das Königinnenkloster. Als Äbtissin leitete sie den Konvent bis zu ihrem Tod.

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1782 verfügte Kaiser Joseph II. die Aufhebung des Klosters und liess die Gebäudetrakte aufteilen. Ein Flügel des ehemaligen Klosters ging in den Besitz des Bankiers Johann von Fries über, der ein angrenzendes Gebäude dazu erwarb. Er liess beide Häuser abreissen und von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg an ihrer Stelle ein repräsentatives Palais errichten. Während der Bankier und seine Familie das Gebäude bewohnten, war im rückwärtigen Teil zur Bräunerstrasse hin ein Zinshaus untergebracht. Das Palais Fries wurde als erstes Bauwerk in Wien mit einer rein klassizistischen Fassade gestaltet, was jedoch nicht bei allen Begeisterung hervorrief. In unmittelbarer Nähe der kaiserlichen Hofburg erschien die schlichte Fassadengestaltung vielen zu unscheinbar und wenig würdevoll.

Der Hausherr geht bankrott

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Die Erben von Fries waren passionierte Kunstförderer und machten das Palais zu einem kulturellen Zentrum. Die prunkvollen Räume beherbergten eine stattliche Sammlung von 300 Gemälden, über 100’000 Kupferstichen und eine Bibliothek mit rund 16’000 Bänden. Zudem zählte eine Skulpturensammlung zum Inventar des Hauses. Die regelmässig in den Repräsentationsräumen veranstalteten Konzerte waren bei der Wiener Gesellschaft äusserst beliebt. Doch der Unterhalt des Palais und seiner kostbaren Sammlungen verschlang enorme Summen, was schliesslich 1826 zum Bankrott von Johann von Fries führte.

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Freiherr Georg Simon von Sina erwarb darauf das Palais. 1842 verkaufte er es an Alphons Marchese Pallavicini. Dessen Nachkommen sind bis heute Eigentümer und bewohnen Räume des Palais. Ein grosser Teil des Gebäudekomplexes wird vermietet, unter anderem an den Österreichischen Rennverein und die Tanzschule Elmayer. Die einst schlichte Fassade erhielt nach der harschen Kritik ein repräsentativeres Zentrum: Ein prachtvolles Portal, flankiert von zwei Paar übergrosser Karyatiden, die den gesprengten Torgiebel tragen, verleiht dem Palais heute ein imposanteres Erscheinungsbild. Hinter der zurückhaltenden Aussenansicht verbergen sich in der Beletage überaus prunkvolle Räume mit Gobelins, Kristallspiegel, Cheminées und Kristalllüster. Der grosse Festsaal im Neorokoko-Stil ist das beeindruckendste Beispiel für die elegante Innenarchitektur des Palais.


planet-vienna, Markgraefin Irma Pallavicini, Gattin von Alexander Pallavicini, Gemaelde von Heinrich von Angeli
Markgräfin Irma Pallavicini, Gattin von Alexander Pallavicini, Gemälde von Heinrich von Angeli