Palais Paar

1. Bezirk, ehem. Wollzeile 30

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Das Palais Paar war ein barocker Stadtpalast der Reichsgrafen- und späteren Fürstenfamilie Paar. Joseph Ignaz Reichsgraf von Paar, Freiherr von Hartberg, bekleidete das Amt des Hofmeisters der Kaiserin-Witwe Amalie Wilhelmine und war zugleich oberster Postmeister der habsburgischen Erblande in Österreich, Ungarn und Böhmen.

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Tür mit Supraporte aus dem Palais Paar, ausgestellt im MAK in Wien

Ende des 17. Jahrhunderts liess er in der Wiener Innenstadt ein Palais errichten, das zugleich als Hauptpostamt diente. Ergänzend entstand in der damaligen Alstergasse in der Josefstadt – im Bereich der heutigen Laudon-, Skoda- und Lederergasse – eine zum Palais gehörige Reitschule, die „Paar’sche Reitschule“. Sie genoss weit über die Landesgrenzen hinaus hohes Ansehen. Reichsgraf Paar, selbst ein passionierter Reiter, verband mit ihrer Gründung nicht zuletzt sein Amt als Postmeister und die enge Verbindung zum kaiserlichen Postwesen. Seine Nachkommen blieben dem Wiener Hof eng verbunden und genossen daher hohes gesellschaftliches Prestige. Im 19. Jahrhundert verlagerte die Familie ihren Lebensmittelpunkt zunehmend auf ihre böhmischen Landschlösser. Bei gelegentlichen Aufenthalten in Wien bewohnte sie nur noch einen kleinen Teil der weitläufigen, reich im Rokokostil ausgestatteten Räume. Mit der Einführung der hohen Wohnbausteuer nach dem Ersten Weltkrieg kehrte die Familie endgültig nicht mehr in das Palais an der Wollzeile zurück.

Alois Paar liess daraufhin einen großen Teil der kostbaren Innenausstattung nach Böhmen bringen, wodurch das Palais unbewohnbar wurde und zusehends verfiel. Der schlechte Zustand rief heftige öffentliche Proteste hervor, doch als schliesslich der Abriss ins Auge gefasst wurde, kam es zum Eklat. Vergeblich: 1938 wurde das Gebäude demoliert. Als einziges bedeutendes Relikt blieb ein vollständig erhaltener Raum, der als Schenkung in das Metropolitan Museum of Art in New York gelangte. Weitere Stücke, darunter eine Tür mit Supraporte, befinden sich heute im MAK in Wien.


Zimmer aus dem Palais Paar im Metropolitan Museum of Art in New York:

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