3. Bezirk, ehem. Rasumofskygasse 29

Wo das ehemalige Palais Mesmer stand, hatte bis zur ersten Türkenblagerung von 1529 eine Nikolauskapelle sowie ein der hl. Maria geweihtes Zisterzienserinnenkloster existiert. Nach deren Zerstörung durch die Osmanen wurde das gesamte Grundstück parzelliert und neu bebaut. Ein Grossbrand zeerstörte die Siedlung im Jahre 1656 nahezu vollständig. Darauf legte man die einstigen Parzellen zusammen. Auf ihnen entstanden barocke Herrensitze mit Gartenanlagen.
Zu diesem gehörte auch das spätere Palais Mesmer. Errichtet wurde der Vorstadtpalast wahrscheinlich von der Familie des kaiserlichen Kämmerers Bernhard Heinrich von Germetten anfang des 18. Jahrhunderts. Es handelte sich um ein herrschaftliches Haus, dessen Grundriss seit dem Bau weitgehend unverändert blieb. Das Palais präsentierte sich als ein zweigeschossiges Gebäude mit zwei kurzen Seitentrakten zur Strasse hin, die gemeinsam einen von einer Mauer eingefassten Ehrenhof bildeten. Zwei kleine Türme akzentuierten gartenseitig das Dach. Der weitläufige Park mit Parterres, einem Wasserbecken, Figurenschmuck und einer Orangerie entsprach ganz dem Geschmack der Zeit.
Ein Ort der Wissenschaft und Kultur

Germettens Töchter verkauften im Jahre 1753 das Palais mitsamt Garten, Orangerie und allem Zubehör für 9000 Kaufschilling an den königlich-ungarischen Hofkämmerer Ferdinand Konrad von Posch. Nach dessen Tod heiratete seine Witwe den Arzt Franz Anton Mesmer, nach dem das zuvor „Palais Posch“ gennnte Haus fortan benannt wurde. Mesmer, Schüler Gerard van Swietens und Begründer des „Mesmerismus“ – der Lehre von den heilenden Kräften des Magnetismus – liess sein Gartenpalais baulich erweitern. Es entstand ein Taubenschlag, eine Vogelvoliere, ein Gartentheater und ein Belvedere. Mesmer war ein sehr kunstaffiner und ausserordentlich muskalischer Mann. Er verwandelte sein Reich zu einem Ort kultureller Begegnung. So manch illustrer Gast aus der Wiener Musikszene ging bei ihm ein und aus, Im Frühjahr 1768 waren Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart im Palais zu Gast; im Garten des Hauses wurde vermutlich Mozart Juniors Singspiel Bastien und Bastienne erstmals aufgeführt.
1802 veräusserte Franz Anton Mesmer sein Palais an den Kaufmann Michael de Sato. In der Folge nutzten verschiedene Gewerbebetriebe das Gebäude, darunter eine Kamelhaargarnfabrik sowie die lithographische Druckerei Joseph Trentsenskys. Auf dem Grundstück entstanden einige neue Bauten, unter anderem ein Brennhaus für ein Kunstemailwerk. Von der einstigen Gartenpracht war kaum mehr was übrig. 1920 wurde das abgewirtschaftete und desolate Palais Mesmer abgebrochen.
