Palais Erzherzog Carl

1. Bezirk, Seilerstätte 30 / Annagasse 20

planet-vienna, das palais erzherzog carl in wien, heute haus der musik

Das heutige, auf drei Seiten freistehende Palais steht an einem Ort mit einer bewegten Geschichte. Im 16. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle die kaiserliche Giesserei, ¨über die historisch wenig Verlässliches überliefert ist. Im Jahre 1603 – vermutlich hatte die Giesserei ihren Betrieb zu diesem Zeitpunkt schon lange eingestellt – überliess Kaiser Rudolf II. das Gebäude seinem Hofkriegssekretär Heinrich Nickhardt. 1625 erwarb der Kämmerer Bernhard von Welz zu Spiegelfeld die Liegenschaft, welche bis 1707 im Besitze dessen Familie blieb, ehe sie vom neu gegründeten kaiserlichen Versatz- und Fragamt, dem späteren Dorotheum, übernommen wurde.

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In den Jahren 1720 bis 1730 wurde das Haus im grossen Stil aus- und umgebaut, wobei wesentliche Teile der alten Bausubstanz erhalten blieben. Um 1788 übersiedelte das Versatz- und Fragamt in die Räume des Dorotheerklosters, welches im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. aufgelassen worden war. 1792 kam das Gebäude in den Besitz des Kameralhauptbuchhaltungsrates Daniel Edler von Zepharovich, welcher es 1805 schliesslich an Erzherzog Carl verkaufte (andere Quellen führen an, dass das Haus nach dem Auzug des Fragamtes direkt vom Erzherzog gekuft wurde). Carl liess das Haus zum heutigen Palais umgestalten. Die Fassade mit ihren beiden prächtigen Barockportalen, die Franz Anton Pilgram zugeschrieben werden, blieb bei diesem Umbau unverändert.

Nach 1815 bewohnte Erzherzog Carl das Palais gemeinsam mit seiner Ehefrau Henriette Friederike, Prinzessin zu Nassau-Weilburg, bis das Paar in die Albertina übersiedelte. Von 1841 bis 1847 war das Palais der Wohnsitz des Komponisten und Hofkapellmeisters Otto Nicolai, zu dessen Ehren später ein Gedenkraum eingerichtet wurde, der bis heute erhalten ist.

Nach mehreren Besitzerwechseln beherbergte das Palais Erzherzog Carl die jugoslawische Gesandtschaft. 1965 wurde in dem Gebäude ein internationales Kulturzentrum mit einem kleinen Theater eingerichtet. Seit 2000 ist im Palais das „Haus der Musik“ untergebracht. Es widmet sich der Welt der Musik und macht sie aus wissenschaftlicher wie künstlerischer Perspektive erlebbar.