1. Bezirk, Rotenturmstr. 2

Die Ursprünge des Gebäudes reichen bis ins Jahr 1276 zurück, als der Pfarrhof von St. Stephan erstmals urkundlich erwähnt wurde. Zwischen 1469, als Wien durch Kaiser Friedrich III. zum Bistum erhoben wurde, und der Ernennung zur Erzdiözese im Jahr 1723 trug das Gebäude die Bezeichnung „Bischofshof“. Später wurde es als „Probsthof“ bekannt. Um 1579 liess Bischof Caspar Neubeck das Haus erweitern und verschönern, doch beim grossen Stadtbrand von 1627 wurde es vollständig zerstört. In den Jahren 1632 bis 1641 entstand das heutige Palais unter Bischof Anton Wolfrath und Philipp Graf Breuner nach Plänen des Architekten Giovanni Coccapani.

Bis 1640 gehörte ein Wehrturm auf der Seite der Wollzeile zum Gebäudekomplex, der jedoch abgetragen wurde, um den Bischofshof zu vergrössern. Um 1716 erhielt die Fassade des Palais an der Rotenturmstrasse eine aufwendige barocke Gestaltung mit Stuck und Zierelementen. Mit der Erhebung von Siegmund Graf Kollonitsch zum Erzbischof im Jahr 1723 wurde das Palais zur erzbischöflichen Residenz. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erhielt es an der Rotenturmstrasse ein zusätzliches Obergeschoss. Gleichzeitig wurden im Erdgeschoss die Arkaden mit Rundbögen zum Stephansplatz hin für Geschäftsräume geöffnet.

Heute beherbergt das Palais die Residenz des Kardinals, die Verwaltung der Erzdiözese Wien sowie das 1933 gegründete Dom- und Diözesanmuseum. Besonders auffällig ist der vorspringende gotische Chor der zum Palais gehörenden Andreas-Kapelle. Sie wurde 1638 erneuert und umgebaut und steht an der Stelle der bereits 1271 erwähnten Achatiuskapelle. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts trug die Kapelle einen Turm, der später entfernt wurde. Das Innere ist reich mit Stuck verziert; der Renaissance-Altar stammt aus der Augustinerkirche.
Dem repräsentativen Treppenhaus folgen prächtige Festräume mit Stuckdecken aus derselben Zeit. In der hauseigenen Bibliothek werden bis heute kostbare Büchersammlungen und Urkunden aus mehreren Jahrhunderten aufbewahrt.



