Palais Ehrbar

4. Bezirk, Mühlgasse 28-30

planet-vienna, das palais ehrbar in wien

Das elegante Gründerzeithaus Mühlgasse 28/30, dessen reich verzierte Fassade in warmem Gelbton gehalten ist, ist nach dem Klavierfabrikanten Friedrich Ehrbar benannt. Im Jahr 1867 liess dieser hier nach den Entwürfen von Julius Schrittwieser einen Konzertsaal im Stil der Neorenaissance einrichten. In den folgenden Jahren konzertierten hier bedeutende Musiker wie Anton Rubinstein, Joseph Joachim, Johannes Brahms, Anton Bruckner, Pietro Mascagni, Joseph Hellmesberger, Max Reger, Ignaz Brüll, Arnold Schönberg oder Gustav Mahler.

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Um 1911 wurde das Innere des Palais nach Plänen von Ferdinand Franz Berehinak umgestaltet, wobei auch das Erscheinungsbild des Konzertsaals Veränderungen erfuhr. Dennoch blieb der Grossteil seiner ursprünglichen Gestaltung erhalten. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Palais zweckentfremdet – der Konzertsaal diente als Tischlerei und Lazarett. Bis 1938 befand sich das Gebäude im Besitz von Kurt Steinitz. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich floh der jüdische Eigentümer nach Südamerika, und das Palais Ehrbar wurde durch den Gestapo-Vertrauensanwalt Stefan Lehner „arisiert“.

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Der Ehrbar-Saal

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die originalgetreue Wiederherstellung des Saals, die mit einem feierlichen Konzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Rudolf Moralt abgeschlossen wurde. Ab den 1970er-Jahren ist der rund 400 Personen fassende Saal zunehmend in den Hintergrund der Wiener Musikszene gerückt. Er wurde hauptsächlich für Konzerte des im Palais Ehrbar ansässigen Konservatoriums Prayner genutzt. Die Wiener Stadtinitiative setzte sich in jüngerer Zeit jedoch aktiv dafür ein, den traditionsreichen Saal durch offizielle Konzertveranstaltungen wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. So ist der Saal mittlerweile wieder ein populärer Veranstaltungsort und fester Bestandteil des Wiener Kulturlebens geworden.


planet-vienna, Ehrbar-Grab auf dem Grinzinger Friedhof
Ehrbar-Grab auf dem Grinzinger Friedhof