6. Bezirk, Münzwardeingasse 2

Der Architekt Carl Langhammer errichtete im Jahre 1889 für den Möbelfabrikanten und kaiserlichen Hof-Kunsttischler Bernhard Hieronymus Ludwig ein Palais an der Ecke Hofmühlgasse / Münzwardeingasse. Ludwig, gebürtig aus Sachsen, liess sich nach seinen Lehr- und Wanderjahren im Jahr 1855 in Wien nieder und gründete 1862 an der Gumpendorfer Strasse eine Zeichenschule, die sich eigens dem Tapezierer-, Bildhauer- und Tischlerhandwerk widmete. Schon bald erhielt Ludwig zunehmend bedeutende Aufträge von Bauherren für die Gestaltung und Konzeption repräsentativer Raumausstattungen in Palais und Herrschaftshäusern.
1865 eröffnete Bernhard Hieronymus Ludwig schliesslich seine eigene Möbel- und Tischlerei. Das Unternehmen florierte und übersiedelte in den 1870er-Jahren an den Standort des heutigen Palais Bernhard Ludwig. Dieses liess der Fabrikant unmittelbar neben seiner Fabrik als Wohn- und Geschäftshaus errichten. Während das Tiefparterre, das Hochparterre und der erste Stock überwiegend Ausstellungs- und Lagerzwecken dienten, waren die oberen Geschosse privaten Wohnräumen vorbehalten. Streng genommen handelt es sich beim Palais Bernhard Ludwig somit um ein Zinshaus.

Das Gebäude besticht durch markante Eckaufsätze, Erker und eine strenghistoristische Fassadengliederung. Das Portal wird durch ein Lunettenrelief und das originale Haustor akzentuiert. Besonders prägnant ist an der Hofmühlgasse ein zweigeschossiger Erker mit Balusterbalkon; kleinere, jeweils einachsige Erker in gleicher Höhe schmücken die West- und Nordfassade. Die Innenausstattung des Hauses entwarf Bernhard Ludwig persönlich, wodurch ein seltenes, zudem besonders gut erhaltenes bürgerliches Interieur jener Zeit entstand. Es umfasst kostbare Vertäfelungen, Lambris, kunstvoll gestaltete Plafonds, feinstes Parkett, reichen Dekor und teilweise noch originale Möblierungen.

Hervorzuheben ist der sogenannte Grüne Salon im ersten Obergeschoss, dessen grüne Täfelung von allegorischen Malereien, einer Spiegeldecke und vergoldeten Adlerfiguren in der Gewölbekehle ergänzt wird. Im darüberliegenden Stockwerk befindet sich eine prächtig ausgestattete Hausherrenwohnung mit teils dunkler Täfelung und einem Salon mit längsseitigem Erker. An dessen Decke malte Franz Lefler 1891 ein ovales Gemälde der Vindobona; weitere vier Gemälde im selben Raum – ebenfalls von Lefler – zeigen allegorische Kinderszenen. Der Salon beherbergt zudem einen Neorokoko-Kamin mit Spiegelaufsatz. Das Herrenzimmer beeindruckt durch eine reich gestaltete Kassettendecke und originale Möblierung, während auch das vertäfelte Schlafzimmer noch vollständig mit originalem Mobiliar ausgestattet ist.
