Geschichten aus dem Wienerwald, Walzer op. 325

Es muss ein wunderschöner Tag gewesen sein, als Johann Strauss im Wienerwald spazieren ging und die Idee zu einem seiner grossartigsten Monumentalwalzern hatte. Die Sonne mag mit ihren Strahlen das Gehölz durch das dichte Grün in ein geheimnisvoll-romantisches Szenario verwandelt haben: ein Szenario, welches Futter für einen musikalischen Genius ist und eben die schönsten Geschichten zu erzählen weiss… Die Idee zu dem Walzer hatte Strauss nicht mit der Absicht, Naturerscheinungen zu beschreiben, obwohl das an gewissen Stellen durchdringt (zb Flötenkadenz = Vogelgesang). Vielmehr schätzte er den Wienerwald als Ausflugsziel, an dem er für einige Stunden den Kopf befreien konnte fernab vom städtischen Treiben.

Auf eine feierliche Eröffnung folgt die oben erwähnte Flötenkadenz. Darauf erklingt eine gemütliche Ländlermelodie – von einer Zither gespielt. Diese Melodie wird im Hauptwalzer erneut das Thema sein, und auch zum Schluss wird sie noch mal aufgenommen. Nach einer kräftigen Überleitung mit Trompeten und Hörnern folgt der vorbereitende Abstieg, welcher mit zwei Takten charakteristischem Hm-Ta-Ta in den Hauptwalzer übergeht.

Das erste Walzerthema könnte lieblicher nicht sein, lachend und weinend zugleich, klagend-fröhlich… Wie Frage und Antwort, Aktion und Reaktion reihen sich die Sequenzen aneinander und versetzen den Zuhörer in einen regelrechten Taumel. Als zweiter Walzer folgt die Zithermelodie aus der Introduktion, jetzt aber freilich vom Orchester gespielt. Ein Ländler wird also zu einem Walzer. Nach der dritten und vierten Walzerfolge kehrt das Hauptthema wieder, auf das nochmals die Zither folgt, nach der das Werk mit einem furiosen Finale abschliesst.

Gewidmet ist „Geschichten aus dem Wienerwald“ Fürst Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Die Erstaufführung erfolgte vermutlich am 19. Juni 1868 im Volksgarten. Andere Quellen sagen jedoch aus, dass die Erstaufführung bereits am 9. Juni im Augarten stattgefunden habe.